Infos zum Thema "Zeppeline"

Die Luftschiffe von Ferdinand Graf von Zeppelin
 
 
Ferdinand von Zeppelin, 1838-1917
 
 

Die Luftschiffe des Grafen Zeppelin sind auch heute noch in aller Welt berühmt - obwohl es "richtige" Zeppeline schon seit rund 60 Jahren nicht mehr gibt. Die Faszination "Zeppelin" wurde gerade in den letzten Jahren wieder besonders spürbar...

Doch der Anfang war nicht gerade leicht, und auch die Bevölkerung verhielt sich der Luftschiffahrt gegenüber äußerst skeptisch...

Der Traum vom Fliegen war so alt wie die Menschheit selbst. Es endlich den Vögeln gleich zu tun und die unendlichen Weiten des Luftmeeres durchkreuzen zu können, war für die Menschheit ein großes und mit der Zeit sogar nicht  mehr unmöglich erreichbares Ziel geworden. Immer wieder gab es Ideen zur Gestaltung eines Luftfahrzeuges - einige davon waren realistisch, andere völlig absurd !

 

Auch Ferdinand Graf von Zeppelin beschäftigte sich schließlich mit dieser Problematik und stellte Überlegungen zur Konstruktion eines Luftschiffes an. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Theodor Kober
entstand schließlich das erste Zeppelin'sche Luftschiff, mit dessen Bau im April 1899 begonnen wurde.
 
 

Originale Lithographie-Postkarte von LZ 1
 

Am 2. Juli 1900 war dann endlich der große Augenblick der Wahrheit gekommen ... Würden die Kritiker dieses Projektes recht behalten oder erhielt Graf Zeppelin  nun endlich die Bestätigung zur Richtigkeit seiner Überlegungen?
Gegen 20.00 Uhr war es dann endlich soweit... Das Luftschiff, welches mit einem Floß aus der schwimmenden Halle auf dem Bodensee geschleppt worden war, stieg zum ersten Male in die Lüfte
empor! Eine absolute Weltsensation! Nach einer 18 minütigen Fahrt landete Graf Zeppelin schließlich das Schiff ohne Schwierigkeiten wieder auf dem Bodensee, da leider einige technische Defekte aufgetreten waren, die ihn zu dieser schnellen Landung veranlassten. Dennoch war diese erste Fahrt eines Zeppelins ein voller Erfolg! Auch die Leute, welche Ferdinand Graf von Zeppelin in den vorherigen Jahren immer nur als den "verrückten Grafen" bezeichnet hatten, waren nun doch von der Idee des Grafen Zeppelin begeistert.
 
 

Weitere Infos zu LZ 1
 
 

Der eigentliche Durchbruch der Zeppelin-Luftschiffe kam jedoch erst mit der ersten großen "Zeppelin-Katastrophe" zustande. Das Luftschiff  LZ 4 sollte eine 24 Stundenfahrt am 4.+ 5. August 1908 unternehmen, um die Fahrtüchtigkeit des Schiffes unter Beweis zu stellen. Nach einigen technischen Problemen mußte zum wiederholten Male eine Notlandung durchgeführt werden, diesmal in der Nähe von Echterdingen. Das Schiff wurde am Boden verankert und Graf von Zeppelin ging in ein Wirtshaus in der Stadt. Plötzlich kam ein Unwetter auf, und ehe Graf von Zeppelin am Ankerplatz eintraf, wurde das Luftschiff total zerstört. Eine Sturmböe ergriff das Luftschiff- es brannte komplett aus! Als Graf von Zeppelin das Elend sah, war er am Boden zerstört. Er hatte alle seine Geldmittel aufgebraucht, ein Neubeginn schien undenkbar. Doch das Unfaßbare geschah! Das Volk war von der Idee des Grafen von Zeppelin so ergriffen, daß es zu einer noch nie dagewesenen Volksspende kam. Jeder spendete einen kleinen Teil und half somit das Überleben der Zeppelin'schen Idee zu sichern. Insgesamt kam die stattliche Summe von rund 6,25 Mio. Mark zusammen, wovon die Luftschiffbau Zeppelin G.m.b.H. am 1. Oktober 1908 gegründet werden konnte. Somit hatte das deutsche Volk erstmals über den Fortbestand einer technischen Erfindung mitentschieden.

 
 
Luftschiff-Postkarte von LZ 4 vor und nach der Brandkatastrophe bei Echterdingen

   
Am 16. November 1909 wurde schließlich die erste Luftverkehrs-Gesellschaft der Welt gegründet - die Deutsche Luftschiffahrts Aktien-Gesellschaft (DELAG). Von der Delag wurden die Luftschiffe für die Passagierbeförderung hauptsächlich in Form von Rundfahrten verwendet und boten somit manchen Städten die Attraktion Nr. 1. Eine solche Fahrt von ca. 2 Stunden länge konnten sich allerdings nur wirklich gut betuchte Herrschaften leisten. Der Preis betrug stolze 200 Mark! Flugplätze gab es in Frankfurt am Main, Baden-Oos, Düsseldorf, Gotha, Leipzig, Hamburg, Dresden und Berlin-Johannisthal.

                   

Folgende Luftschiffe wurden von der DELAG betrieben:

 
 

Werft-
nummer
Name
 Länge
 max. Durchmesser 
 Gesamt-
Leistung
 max.
Geschwindigkeit
Anzahl
Gondeln/Propeller
 Indienst-
stellung
LZ 6   *1
 
 144 m
13 m 
 375 PS
55,8 km/h 
2 / 4 
1910 
LZ 7   *1
"Deutschland"
 148 m
14 m 
 360 PS
36 km/h 
2 / 4
1910 
LZ 8   *1
"Deutschland"
(Ersatz-)
 148 m
14 m
 360 PS
36 km/h
2 / 4 
1911
LZ 10   *1
"Schwaben"
 140 m
14 m 
435 PS 
75,6 km/h 
2 / 4 
1911 
LZ 11   *2
"Viktoria Luise"
148 m 
14 m 
510 PS 
80 km/h 
2 / 4 
1912 
LZ 13   *2
"Hansa" 
148 m 
14 m 
510 PS 
80 km/h 
2 / 4 
1912 
LZ 17   *2
 "Sachsen"
140 m
14,86 m 
510 PS 
77,4 km/h 
2 / 4 
1913 
LZ 120   *3
 "Bodensee"
120,8 m 
130,8 m
18,71 m 
780 PS 
132,5 km/h
127,5 km/h
4 / 3 
1919 
LZ 121   *4
"Nordstern"
130,8 m
18,71 m
780 PS
127,8 km/h
4 / 3
1921
LZ 127   *5
"Graf Zeppelin"
236,6 m
30,5 m
2650 PS
110,2 km/h
6 / 5
1928
*1 - während Delag-Betrieb zerstört
*2 - in Heeres-/Marinedienst gewechselt und später abgewrackt/zerstört

*3 - Nachkriegs-Luftschiff nach Delag-Betrieb an Italien ausgeliefert

*4 - Nachkriegs-Luftschiff nach Probefahrt an Frankreich ausgeliefert

*5 - Betrieb erst von Delag, später DZR (Deutsche Zeppelin Reederei)

 

Nachdem die Zeppelin-Luftschiffe nun immer populärer und besonders auch leistungsfähiger wurden, begann sich auch das Militär verstärkt für eine Nutzung im militärischen Sinne zu interessieren. Zahlreiche Luftschiffe wurden von Marine und Heer geordert. Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden schließlich auch die funktionstüchtigen Delag-Schiffe für das Militär bereitgestellt. Eine der Hauptaufgaben sah das Militär in der Verwendung der Luftschiffe als todbringende Bomber - vorallem über England - und als Aufklärungsplattform. Zu Beginn des Krieges schien diese Rechnung noch aufzugehen, da die Flugzeuge auf Grund der Motoren noch nicht die großen Höhen, in welchen die Luftschiffe plaziert wurden, erreichen. Gerade im 1. Weltkrieg war die technische Weiterentwicklung der Flugzeuge und besonders auch der Luftschiffe enorm. Allerdings wurden die Luftschiffe mit dem Fortschreiten des 1. Weltkrieges immer verwundbarer, da schließlich die Flugzeuge in gleiche Höhen aufsteigen konnten und die Luftschiffe nur noch an-/abschießen brauchten. Besonders in den Kriegsjahren fand die rasanteste Entwicklung im Luftschiffbau statt. Die Motoren wurden immer leistungsfähiger und leichter, die "Stromlinien-Form" wurde als Bauart entwickelt und genutzt, u.s.w.
 

Heeres-Luftschiff LZ 77 "LZ 107" in Düren. Schön zusehen der Tarnanstrich und
der MG-Stand auf dem Luftschiff-Rücken.
 

Eine besonders wichtige Erfahrung machte man mit dem Luftschiff "L 59", welches von Jambol (Bulgarien) aus als Nachschub nach Deutsch-Ostafrika fahren sollte. Dieses Luftschiff kehrte zwar auf Grund eines fingierten Funkspruches - nachdem es bereits über die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte - um, erfüllte somit  also nicht den Auftrag, stellte allerdings einen gigantischen Streckenrekord von rund 6750 km auf. Damit war die Täuglichkeit für Langstreckenflüge mit dem Luftschiff eindeutig belegt. Nun konnte man an transatlantische Flüge denken und die Luftschiffe für eine transatlantische Fluglinie verwenden. Doch bis es zu der Umsetzung dieser Idee kam, sollten noch einige Jahre vergehen...

Nach dem 1. Weltkrieg wurden erst einmal zwei kleine Verkehrs-Luftschiffe gebaut, da auf Grund des Verailler Vertrages eine Größenbeschränkung auferlegt wurde, welche eine innerdeutsche Fluglinie gründeten. Kurz nachdem allerdings das zweite Luftschiff - LZ 121 "Nordstern" - seine erste Probefahrt absolvierte, wurden beide Schiffe von den Alliierten beschlagnahmt. LZ 120 "Bodensee" wurde nach Italien, LZ 121 "Nordstern" nach Frankreich ausgeliefert.

Somit stand es wieder einmal sehr schlecht um den Zeppelin'schen Luftschiffbau...
Dr. Hugo Eckener, welcher das Werk des Grafen Zeppelin nach dessen Tod im Jahre 1917 sehr gewissenhaft
weiterführte, unternahm alles nur Erdenkliche, um die Luftschiffbau Zeppelin G.m.b.H. vor dem Untergang zu retten. So kam es dann auch, daß er Gespräche mit der amerikanischen Regierung führte, um einen Auftrag zu erhalten. Man einigte sich schließlich darauf, daß die amerikanische Regierung ein Luftschiff als Reparationszahlung von Deutschland entgegennahm. Die "Lieferung" sollte allerdings erst dann als Reparationszahlung gelten, wenn das Luftschiff sicher auf amerikanischem Boden gelandet sei. Dabei hatte die deutsche Regierung aber ein äußerst ungutes Gefühl, da sie Falle eines Fehlschlages die doppelten Kosten hätte tragen müssen. Doch alles verlief zur größten Zufriedenheit für alle Beteiligten und der Luftschiffbau war gerettet! LZ 126 wurde im Jahre 1924 nach USA geliefert, dort für den Helium-Betrieb umgebaut und als ZR III "Los Angeles" in den Dienst der Navy gestellt. Es war gleichzeitig die erste Atlantiküberquerung eines Zeppelin-Luftschiffes.
 

ZR III "Los Angeles" über New York

Am 8. Juli 1928, dem 90. Geburtstag von Ferdinand Graf von Zeppelin, wurde schließlich das Großluftschiff LZ 127 auf den Namen "Graf Zeppelin" getauft. Es war als Versuchsschiff gebaut worden, war allerdings so zuverlässig, daß es bald durch zahlreiche spektakuläre Fahrten weltberühmt wurde. Zu diesen Fahrten gehörten zum Beispiel die Weltfahrt im Jahre 1929 und die Arktisfahrt im Jahre 1931. Ab August 1931 verrichtete "Graf Zeppelin" einen fahrplanmäßigen Flugdienst zwischen Friedrichshafen a.B. und Rio de Janeiro, bis das Luftschiff im Jahre 1937 außer Dienst gestellt wurde. Es wurde im Jahre 1940, obwohl es eigentlich noch voll funktionstüchtig war, auf Befehl Görings abgewrackt.
 

LZ 127 "Graf Zeppelin" über Rio de Janeiro
 
 
Das Gerippe von LZ 129 "Hindenburg" im Bau
 

Das größte Fluggerät, das je gebaut wurde, war das gigantische Luftschiff LZ 129 "Hindenburg". Es war 245 m lang, hatte einen maximalen Durchmesser von 41,2 m und war mit 200.000 m³ Wasserstoffgas gefüllt. Mit vier Dieselmotoren der Firma Daimler, welche zusammen eine Leistung von 4200 PS hatten, wurde das riesige Luftschiff über Luftschrauben angetrieben und auf eine Maximalgeschwindigkeit von ca. 130 km/h beschleunigt. Bei diesem Luftschiff wurden erstmals die gesamten Passagier-Räumlichkeiten in das Innere des Schiffsrumpfes verlegt, welche im Jahre 1936 Platz für 55 Passagiere boten. Der unglaubliche Luxus an Bord konnte mit denen der luxuriösen Ozeandampfer ohne Zweifel mithalten. So gab es an Bord die feinsten Menüs und täglich frische Brötchen. Zu seiner Zeit war es gerade für wohlhabende Geschäftsleute die Alternative zum Schnelldampfer, da man mit dem Luftschiff  innerhalb von 2 1/2 - 3 Tagen von Deutschland nach New York fahren konnte - mit dem Schiff wäre man 1 - 2 Wochen unterwegs gewesen! Doch das hatte seinen Preis - eine Fahrt von Frankfurt nach New York kostete rund 1200 RM ! Also auch dieses Luftschiff war den "oberen 10.000" vorbehalten - und doch waren alle von dem Anblick eines Zeppelins gefesselt, ob alt oder jung, arm oder reich! Seine erste Fahrt unternahm es am 4. 03. 1936, danach verrichtete es bis zu seinem tragischen Ende am 6. Mai 1937 einen planmäßigen Flugdienst zwischen Deutschland und Nord- / Südamerika.
 

 

Aufstieg von LZ 129 "Hindenburg" in Friedrichshafen
 
 

Bis heute ist die Ursache, welche zu der tragischen Brandkatastrophe führte, ungeklärt. Vermutungen über Vermutungen wurden angestellt, doch mit eindeutiger Sicherheit wird das Schicksal von LZ 129 "Hindenburg" wohl niemehr geklärt werden...
Recht unwahrscheinlich erscheint jedoch die "Sabotage-Theorie", welche dem Spielfilm "Die Hindenburg"
zugrunde gelegt wurde. Interessant ist auch noch zu wissen, daß von den 97 Personen an Bord (61 Mann Besatzung und 36 Fahrgäste) 62 Leute das Unglück überlebten!
 
 

Aufnahme vom "Hindenburg"-Unglück am 6. Mai 1937 in Lakehurst (bei New York)
 
 

Das letzte Zeppelin-Luftschiff der alten Bauart war der LZ 130 "Graf Zeppelin (II)". Es war von den Abmessungen genauso groß wie die "Hindenburg" und unterschied sich nur in sehr wenigen Details von LZ 129. Seine erste Fahrt unternahm es am 14. 09. 1938 und absolvierte nur einige Werkstatt- und Probefahrten. Es wurde zusammen mit LZ 127 "Graf Zeppelin (I)" im März/April 1940 auf Befehl Görings zerstört.
 
 

LZ 130 "Graf Zeppelin (II)" am fahrbaren Ankermast in Frankfurt a.M.
 

Das endgültige Aus für die Zeppelin-Luftschiffahrt wurde schließlich mit der Sprengung der Luftschiff-Hallen am 6. Mai 1940 in Frankfurt besiegelt - ebenfalls auf Befehl Görings! Somit wurde ein Kapitel der deutschen Luftfahrt zugeschlagen, eine Ära endete, die ca. 40 Jahre die Menschen in der ganzen Welt in Begeisterung versetzte...
 
 

Und auch heute noch lebt die Faszination "Zeppelin" weiter !